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Büchertipps / Rezensionen



Titelbild
Helge Döhring:

Syndikalismus im Ländle

Das Buch zeichnet die Entwicklung des Anarchosyndikalismus in Württemberg bis zur Zerschlagung im "Dritten Reich" nach




Über die Geschichte des Anarchosyndikalismus ist wenig bekannt. Es gibt nur ein paar gute Bücher zur Entstehung und Arbeit der Anarchosyndikalisten. Über ihre regionale Tätigkeit ist noch weniger bekannt. Dem wird mit dem Buch “Syndikalismus im 'Ländle'” von Helge Döhring Abhilfe geleistet.

Dieses Buch versucht, die Entwicklung des Anarchosyndikalismus in Württemberg seit den Jahren 1918 und 1919 bis zur Zerschlagung im "Dritten Reich" darzustellen. Obwohl Württemberg nicht zu den stärksten Gebieten der Anarchosyndikalisten zählte, entfaltete die anarchosyndikalistische Freie Arbeiter Union Deutschlands (FAUD) an vielen Orten eine rege Tätigkeit. Diese beschränkte sich nicht nur auf gewerkschaftliche Arbeit, sondern umfasste auch eine Menge kultureller, politischer und gesellschaftlicher Aktivitäten. Der Grund dafür, dass die FAUD sich nicht nur auf die gewerkschaftliche Arbeit beschränkte, war ihre Ablehnung der bürgerlichen Trennung von Politik (Partei) und Ökonomie (Gewerkschaft).

Ein Beispiel für die kulturelle Arbeit der FAUD ist der Verlag “Gilde freiheitlicher Bücherfreunde”, der viele Schriften bekannter Anarchisten und Anarchosyndikalisten wie Rudolf Rocker verlegte. Innerhalb der FAUD gab es verschiedene Ansätze, gesellschaftliche Veränderung erreichen zu wollen. Es gab zum Beispiel in den 1920ern eine Siedlungsbewegung, die versuchte, in anarchistischen Siedlungen ein Leben jenseits kapitalistischer Moral und gesellschaftlicher Zwänge zu leben - ein befreites Leben nach anarchistischen Idealen. Die Siedlungsbewegung von damals ist mit einigen Kommunen der heutigen Zeit vergleichbar.

Auf all diese Ansätze wird in diesem Buch eingegangen. Außerdem wird die Geschichte vieler FAUD-Ortsvereine beschrieben. Wer sich für die Geschichte einzelner Orte interessiert, wird hier also fündig. Wer zu einzelnen Menschen forschen will, für den ist das Personen-Register der FAUD am Ende des Buches sehr nützlich.

Insgesamt kann "Syndikalismus im 'Ländle'" empfohlen werden. Es liefert einen wichtigen Beitrag zur linken Geschichtsschreibung, die gerade jenseits von universitären Hörsälen wichtig ist. Denn das Wissen über die Kämpfe der Vergangenheit bietet uns eine inspirierende Quelle, und wir können aus den Fehlern vergangener Bewegungen lernen.

RezensentIn: Sebastian Meyler

Erschienen bei Edition Av 2006, 16,00 Euro.


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